Ratgeber
10 Dinge, die …
… Stiftungen zur Rentenanlage für die kommenden Jahre wissen sollten
Der vorliegende Text wurde in Kooperation mit AXA Investment Managers erstellt. Bilder: www.fondsfibel.de, FondsFibel 2021
Die Anleihe ist immer noch dasjenige Anlagevehikel, das deutsche Stiftungen am häufigsten in der Verwaltung ihres Stiftungsvermögens einsetzen. Ob des Niedrigzinses wird das zwar nicht so bleiben, aber dennoch wird die Anleihe weiter ihre Rolle im Stiftungsvermögen spielen. Welche das sein wird und was für Überlegungen Stiftungen zur Rentenanlage für die kommende Dekade anstellen sollten, dazu haben wir zehn Überlegungen zusammengetragen.
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1. Wählen Sie ein globales Anlageuniversum, um die Kuponzahlungen zu maximieren
Im heutigen Umfeld niedriger und negativer Renditen, in dem die Leitzinsen in der Eurozone negativ sind, kann der Zugang zu einem globalen Universum den Anlegern ein Engagement zu einer breiteren Palette von Möglichkeiten bieten und gleichzeitig die Diversifizierung über Regionen und Anlageklassen hinweg verbessern. Attraktive Dividenden in Hochzins- oder Schwellenländern sind zum Beispiel leichter zu finden und können bei umsichtiger Kreditauswahl die Ausschüttungszahlung von traditionellen Kredit- oder Staatsanleihen erhöhen.
2. Machen Sie das Beste aus einem aktiven Ansatz
Ein aktiver Ansatz bei der Investition in Anleihen vermeidet die inhärenten Ineffizienzen, die mit regelbasierten Marktindizes verbunden sind, und ermöglicht es dem Anlageteam in Länder und Unternehmen zu investieren, von denen es aufgrund der Fundamentaldaten und/oder der Bewertung am meisten überzeugt ist. Es bedeutet auch, dass Anleihen zu günstigen Zeitpunkten gekauft und verkauft werden können, und nicht durch rein passive Index-Funktionsweisen bestimmt werden. Außerdem kann bei einem aktiven Ansatz ein deutlich stärkerer Fokus auf ESG-Integration gelegt werden im Vergleich zu passiven Ansätzen.
3. Erwägen Sie eine offene Strategie, um die Flexibilität zu maximieren
Der Konjunkturzyklus ändert sich ständig und Anleger müssen in der Lage sein, auf das sich entwickelnde makroökonomische Umfeld zu reagieren. Die Anwendung eines nicht-benchmarkbasierten Ansatzes und die Implementierung breiter Investitionsspielräume über Duration, Anlageklassen und Kreditratings kann dem Allokationsprozess in Zeiten, in denen dies am wichtigsten ist, die dringend benötigte Agilität und Flexibilität verleihen.
4. Diversifizieren Sie Ihre Anleihenallokation über die Sensitivität von Zinssätzen und Kreditspreads
Zu verstehen, was die einzelnen Anleihen in Ihrem Portfolio antreibt, ist entscheidend für das Management des Gesamtrisikos. Grob gesagt, werden Anleihen entweder durch die Sensitivität von Zinssätzen oder Kreditspreads oder einer Kombination aus beidem beeinflusst. Daher kann die Kombination verschiedener festverzinslicher Anlageklassen (einige mit hoher Zinssensitivität und andere mit mehr Credit Spread sprich höherem Ausfallrisiko) die Diversifizierung über diese kritischen Risikofaktoren deutlich verbessern.
5. Investieren Sie mit Fokus auf Gesamtrendite, nicht für eine bestimmte absolute Rendite
Viele flexible Strategien erheben den Anspruch, in jedem Kalenderjahr eine bestimmte absolute Performance zu erzielen, unabhängig von den zugrunde liegenden Marktbedingungen. Dies kann dazu führen, dass konzentrierte Wetten in einem bestimmten Teil des Marktes platziert werden oder ungerechtfertigte Risiken zur falschen Zeit eingegangen werden. Die Fokussierung auf die Gesamtrendite über einen mittelfristigen Horizont, wie z. B. einen Marktzyklus, ist dabei oftmals der umsichtigere Ansatz, verglichen mit dem Versuch kurzfristigen Gewinnen „nachzujagen“.
6. Achten Sie auf die Volatilität, nicht nur auf die Rendite
Anleihen können, genau wie Aktien, eine volatile Anlageklasse sein. Im heutigen Marktumfeld gibt es viele Gründe, unsicher zu sein, was die Zukunft bringt. Anleger sollten deshalb nicht nur das angestrebte Renditeprofil berücksichtigen, sondern auch das Risiko, das sie bereit sind einzugehen um diese Rendite zu erreichen. In diesem Zusammenhang kann es sich lohnen, eine Allokation aufzubauen, die attraktive risikoadjustierte Renditen anstrebt und nicht rein auf absolute Renditen abzielt.
7. Verstehen Sie, was sich „unter der Oberfläche“ Ihres Portfolios befindet
Obwohl flexible Strategien in der Regel „überall hingehen“ und „alles tun“ können, sollten Anleger versuchen ein gewisses Maß an Transparenz und Struktur um ihre Allokation herum aufzubauen. In Ermangelung einer Benchmark könnte dies in Form der Schaffung eines eigenen Anlageuniversums oder der Verwendung klar definierter Risikokategorien geschehen, um verschiedene Anlageklassen entsprechend ihrer zugrunde liegenden Sensitivitäten zu klassifizieren.
8. Berücksichtigen Sie die Chancen der Schwellenländer
Schwellenländeranleihen können Anlegern attraktive Möglichkeiten zur Renditesteigerung sowie Diversifizierungsvorteile bieten. Neben den Hochzinsanleihen der Industrieländer reagieren Schwellenländeranleihen allerdings generell sensibler auf ausfallähnliche Kreditrisiken (sowohl Staaten als auch Unternehmen) was bedeutet, dass eine Bottom-up-Fundamentalanalyse (Einzeltitel Analyse) von entscheidender Bedeutung ist, um Investitionen in Namen mit dem größten Ausfallrisiko zu vermeiden.
9. Kombinieren Sie die Asset Allocation mit der Auswahl von Einzeltiteln
Eine optimale Portfolioallokation sollte in erster Linie die allgemeine Vermögensallokation und die Durationspositionierung auf der Grundlage breiter makroökonomischer Top-Down-Themen und einer Einschätzung des Stands im Wirtschaftszyklus berücksichtigen. Dies muss jedoch mit einer rigorosen fundamentalen Bottom-up-Kreditanalyse kombiniert werden um robuste und attraktiv bewertete Einzeltitel zu identifizieren, die Outperformance oder so genanntes Alpha liefern können und das geringste Ausfallrisiko aufweisen. Dies ist ein fortlaufender Prozess und muss ständig überwacht werden.
10. ESG-Integration: nicht mehr nur ein „nice-to-have“
Bei der Integration von ESG-Faktoren in festverzinsliche Anlagen geht es nicht mehr nur darum bestimmte Sektoren auszusieben und über eigene Scoring-Methoden zu verfügen. Vielmehr sollte der Fokus auf die positiven Auswirkungen gelegt werden, die eine ESG-Optimierung sowohl für die finanziellen Renditen als auch für die Gesellschaft im Allgemeinen haben kann. Außerdem sollte bereits heute dabei das Augenmerk auf die Übergangszeit bzw. Zeit nach Corona gelegt werden.
ZUSAMMENGEFASST
Legen Stiftungen ihr Stiftungsvermögen nach wie vor in Anleihen an, gibt es einige (nicht mehr ganz neue) Wahrheiten zu akzeptieren. Eine ist der Nullzins, eine andere ist die Tatsache, dass Anleihen kaufen und liegen lassen einfach vorbei ist. Auch bei Anleihen braucht es zudem echtes Knowhow, über das Chancen auch hinter dem Tellerrand genutzt werden können. Manchem Stiftungsvorstand mag noch Kostolanys Spruch im Ohr klingen, dass wer gut essen will, Aktien kaufen soll, und wer gut schlafen will, Anleihen kaufen. Nur hat Kostolany das gesagt, als der Zins jenseits der 4% lag. Mittlerweile dominiert ein Nullzinsregime, das die kommende Dekade prägen wird – und das hinsichtlich der Anleihe weitreichendere Überlegungen bedarf als jemals zuvor. Auch Stiftungen werden das akzeptieren müssen, wenn sie ruhig schlafen wollen.