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Neu im Stiftungsfonds-Kosmos

Stiftungsfonds ESG Global AK S

Gemeinsame Sache

ISIN: DE000DK0LJ77
Typ: Stiftungsfonds 4.0

Text: Stefan Preuß, Lesezeit: 7min44, FondsFibel 2021

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Aktualisierung, Stand 31.07.2022

Der ESG Global rutschte nach drei für einen Mischfonds außergewöhnlich erfolgreichen Jahren in die Minuszone (YTD -10,1%), nach einem guten Juli aber steht die 3-Jahres-Performance bei 4,7% p.a.

In den August ist das Management einerseits mit einem relativ hohen Aktienanteil von 48% gegangen, der die mögliche Quote von 60% zwar nicht ausschöpft, aber doch eine gewisse Positionierung erkennen lässt. Gleichzeitig beträgt die Cashquote 22,4%. Das heißt also, dass man durchaus noch den einen oder anderen Rücksetzer erwartet.

Bei der Titelauswahl dominieren weiterhin die großen US-amerikanischen best-in-class-Giganten die Top Ten: Microsoft, Alphabet, Texas Instruments und Qualcomm bilden die vier größten Positionen. Auf der Rentenseite vertraut der Fonds weiterhin auf eine sehr breite Streuung über Bonitäten, Laufzeiten und Emittenten. Die Regularien lassen auch Investitionen in Rohstoffe zu. Diese Karte wird derzeit aber mit einem Anteil von 1,83% für Zertifikate auf Commodities nur marginal gespielt.

Zwei Stiftungen – ein Gedanke: Die Bingo Umweltstiftung sowie die Sielmann-Stiftung hatten zusammengelegt und den „Naturschutzfonds Deutschland“ aufzulegen. Nun entsteht aus der gemeinsamen Sache ein Publikumsfonds für steuerbegünstigte gemeinnützige Anleger unter dem Namen ESG Global. Gemanagt wird das Vermögen von EB-SIM und Pro Videns. Wir schauen auf das Konzept.

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Der Fonds investiert unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsgedanken weltweit in Anleihen von Staaten und Unternehmen, Aktien und zur Beimischung und Risikoregulierung bspw. in Immobilien (in Form von REITs oder Aktien von Immobilienunternehmen) und Edelmetalle, dies in Form von Zertifikaten, Aktien oder Fonds. Die Aktienquote darf bis zu 60% betragen. Eine Marge, die man zum Jahresende mit 48% fast ausgeschöpft hatte. Zum Jahresbeginn wurde dies so beibehalten, ebenso die relativ hohe Cashquote von 16%. Damit ist auch klar, dass der Fonds nicht immer zu 100% investiert sein will, sondern sich zum Teil auch an die Seitenlinie zurückziehen darf.

Janssen Stiftung

Nachhaltigkeit mit kirchlichen Maßstäben

Grundlage der angewandten Nachhaltigkeitskriterien, die von führenden Anbietern von Nachhaltigkeitsanalysen und Ratings im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) analysiert werden, ist der Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlagen in der evangelischen Kirche („EKD-Leitfaden“). „Auf diesem Gebiet bekommen wir sehr viel wertvollen Input von der EB-SIM,“ freut sich Karsten Behr, Geschäftsführer der Bingo-Umweltstiftung. Zusätzlich zu Ausschlusskriterien werden klassische Bewertungsmethoden wie FairValue- und Scoring-Analysemodelle angewandt, um eine ganzheitliche Investmententscheidung treffen zu können. Der „Balanced“-Ansatz aus der stategischen Allokation insbesondere von Anleihen und Aktien soll dabei die Erzielung einer stabilen Rendite bei begrenztem Risiko ermöglichen.

Start als Spezialfonds

In der Vergangenheit hat die Sielmann Stiftung ihr Vermögen über verschiedene Kreditinstitute (Sparkasse, Privatbanken, Vermögensverwalter) betreuen lassen. Bei der Bingo-Umweltstiftung war die Geschäftsführung persönlich für die Finanzanlagen verantwortlich. Niedrige Renditen, enorme Verantwortung, unzureichende Übersichtlichkeit, geringe Nachhaltigkeit und hoher Verwaltungsaufwand waren die Folge. Ziel beider Stiftungen war allerdings schon immer die Bündelung aller Anlagen in einem Spezialfondsmandat. Anfang 2019 startete die Sielmann Stiftung mit einer Einlage von 36 Mio. EUR, und die Bingo-Umweltstiftung folgte dann im Herbst mit 20 Mio. EUR.

Auf einen Blick

Fondsart: Mischfonds mit flexiblem Ansatz, Aktienquote auf 60% begrenzt. Beimischungen von Rohstoffen, anderen Investmentfonds und Vehikeln aus der Immobilienwelt erlaubt.

ISIN: DE000DK0LJ77

Ausschüttung: Immer im April. Für das Geschäftsjahr 2021 wird eine Ausschüttung von 2,5% vorgenommen, diese 2,5% sollen künftig auch als Mindestausschüttung fließen (nicht garantiert, aus ordentlichen und ggf. auch außerordentlichen Erträgen).

Gut zu wissen: Dank der niedrigen Kosten und der homogenen Anlegerschaft verspricht der Fonds die Nerven zu schonen.

Einschätzung: Modernes Fondskonzept, das beim Reporting die Bedürfnisse von Stiftungen vollumfänglich erfüllen dürfte. Interessant besonders für Stiftungen, die regelmäßiges Spendenaufkommen generieren oder anderweitige regelmäßige Einnahmequellen besitzen und unter ihresgleichen investieren wollen. Ausschüttungen sollten aber über die Jahre wachsen.

Ansprechpartner für Stiftungsverantwortliche: Andreas Fiedler, andreas.fiedler@eb-sim.de

Der Fonds im QualiS360-Check

Qualis360-Check: Stiftungsfonds ESG Global AK S

Zur Erklärung – so hilft QualiS360 Stiftungen bei der Fondsanlage weiter: QualiS360 ist eine Vier-Quadranten-Matrix, die Stiftungen dabei unterstützt, Fonds im Hinblick auf die eigenen Anlageziele zu vergleichen und die sachgerechte Entscheidung zu einem Fonds gegenüber der Stiftungsaufsicht zu dokumentieren. Auch der Vergleich von Fonds untereinander wird aus Stiftungssicht vereinfacht. Die vier Quadranten zeigen, bei welchem Leistungsmerkmal der jeweilige Fonds die stärkste bzw. geringste Ausprägung zeigt. Betrachtet werden die aus Stiftungssicht relevantesten Sphären Ausschüttung (also die Güte des ordentlichen Ertrags), Wertentwicklung (hieran hängen potentielle Umschichtungserlöse), Risiko (übersetzt in die Fähigkeit zum Vermeiden von Drawdowns) und Nachhaltigkeit (gemeint ist ein authentisches Nachhaltigkeitskonzept).
Die QualiS360-Matrix wurde in Zusammenarbeit mit stiftungscockpit.de entwickelt.

Beauty-Contest – auch für günstige Kosten

Die Auswahl von zwei Asset-Managern erfolgte über einen sogenannten Beauty-Contest. Unter 32 teilnehmende Banken und Vermögensverwaltern setzte sich EB-SIM, die Vermögensverwaltung der Evangelischen Bank, sowie die Frankfurter Vermögensverwaltungsgesellschaft Pro Videns durch. Neben der fachlichen Leistungsfähigkeit stand eine günstige Kostenstruktur im Lastenheft. Mit einer TER von 0,5% ist der Fonds ausgesprochen preisgünstig. Wenn weitere Anlegergelder eingehen könnte es sogar noch einen Hauch günstiger werden, „aber viel Spielraum ist da natürlich nicht mehr“ bestätigt Behr, „vielleicht ist es aber möglich, auf 0,48% zu reduzieren, falls wir im Volumen dreistellig werden.“ Das Interesse anderer Stiftungen einzusteigen, Mindestinvest 50.000 EUR, sei vorhanden, es gebe zahlreiche Anfragen nach detaillierten Informationen.

Stiftungsgerechte Dokumentation

Ein Fonds von Stiftungen für Stiftungen – klar, dass da auch an die Dokumentation mit individuell zusammenstellbarem Tagesreporting sowie Implementierung eines aussagekräftigen Nachhaltigkeitsreportings im Anforderungsprofil gedacht wurde. Über die Vorteile der günstigen Kosten hinaus sorgt ein großes Engagement im Fonds für die deutliche Vereinfachung bei der Berücksichtigung im Jahresabschluss. Gerade die gute Dokumentation dürfte für Stiftungen interessant sein, da man so Gremien und weitere Stakeholder professionell informieren kann.

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Flexible Fondskonstruktion

Der Fonds selber ist als Mischfonds flexibel gehalten und kann bis maximal 60 % in Aktien investieren und außerdem auch in immobilienähnliche Anlagen sowie Rohstoffe allokieren. Die Nachhaltigkeit orientiert sich am Leitfaden der Evangelischen Kirche Deutschlands. Zurzeit können nur gemeinnützige Institutionen mit einem Mindestanlagevolumen von 50.000 Euro diesem Fonds beitreten. Der Status der Gemeinnützigkeit wird separat vor der Investition abgefragt. Im Coronajahr 2020 konnte der Fonds mit einer Performance von 7,95% erfolgreich abschneiden.

Im Portfolio dominieren die üblichen Verdächtigen, etwa Apple, Alphabet, Microsoft und Accenture. Das Anleiheportfolio weist eine breite Diversifikation über Ratingeinstufungen und Laufzeiten auf. Als junger Fonds finden sich keine hochverzinsten, langlaufenden Papiere aus den guten alten Zeiten in der Aufstellung, der Kupondurchschnitt beträgt lediglich 0,51%, und weil man dabei offenbar auch unter Pari gekauft hatte beträgt die Rendite der Anleihen aktuell 0,39%. In geringem Umfang ist der Fonds in zwei Anleihefonds mit Emerging Markets-Papieren investiert (3,5%).

Ausschüttung: Derzeit 1,2% geplant

Der Fonds hatte für das Geschäftsjahr 2019 eine Ausschüttung von 1,2% bezahlt. Noch sei die genaue Summe für 2020 nicht ermittelt, es dürfte aber in einem ähnlichen Bereich liegen, sagte Behr. Eine Rendite, die man anstrebe und Partnerfonds somit avisiere sei nicht definiert: „Das ist in diesen Zeiten ausgesprochen schwierig.“ In erster Linie wolle man eine verlässliche Ausschüttungshistorie aufbauen. Nach dem guten Start habe der Fonds nun bereits erste ausschüttungsfähige Reserven aufbauen können.

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Zusammengefasst

Sehr geringe Kosten, zwei erfahrene und erfolgreiche Vermögensveraltungsgesellschaften am Steuer, flexibles Fondskonzept mit aktiver Bewirtschaftung: Der ESG Global befindet sich auf der Höhe der Zeit. Wichtiges Argument: Durch die Tranche für gemeinnützige Organisationen investiert man unter seinesgleichen, das heißt mit langfristigem Ansatz ohne zittrige Hände bei Dellen. Das erlaubt es dem Fondsmanagement, besonders langfristig zu agieren.