Neu im Stiftungsfonds-Kosmos
United Bankers UB Nordic Forest Fund IV LP
Wald – natürliche Anlageklasse für Stiftungen
Rechtsstruktur: Finnish Limited Partnership (Ky)
Typ: Waldinvest als Evergreen-Fonds mit jährlicher Ausschüttung
Text: Stefan Preuß, Lesezeit: 4min46
Mit dem Nordic Forest Fund IV LP haben die United Bankers nach mehreren laufzeitdefinierten Fonds nun einen Evergreen aufgelegt. Das ermöglicht Stiftungen, sehr langfristig in die Assetklasse Wald zu investieren.
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Europäischer Zugang zur Assetklasse
Waldfonds zählen insbesondere in den angelsächsischen Ländern – und hier gerne in den Vermögen der Stiftungen (Endowments) – zu den gängigen Investments, bieten sie doch langfristig stabile Renditen.
Hierzulande finden sie sich dem Vernehmen nach kaum in Stiftungsportfolios, weil einerseits Investitionen in nord- und südamerikanische Wälder schwer abzuschätzen sind und bisweilen ESG-Risiken in Hinblick auf die Herkunft etwa von Tropenholz dräuen. Zudem werden häufig hohe Mindestanlagesummen aufgerufen. Der Waldfonds der United Bankers eröffnet Stiftungen gewissermaßen europäischen Zugang zu dieser Assetklasse: Im Fonds finden sich Wälder in Finnland, Estland, Litauen und Lettland, die Mindestanlage beträgt 500.000 Euro, die für Stiftungen allerdings nicht in Stein gemeißelt sind.
Auf einen Blick
Fondsart: Waldfonds mit Schwerpunkt Finnland und Baltische Staaten, jährlich ausschüttend, Artikel 9 nach Offenlegungsverordnung. Rechtsform ist die Finnish Limited Partnership (Ky) + Finnish Special Investment Fund feeder.
Ausschüttung: Angestrebt werden 4 – 6% Wertzuwachs p.a., die zu einem großen Teil ausgeschüttet werden. Wir halten das für eine konservative Vorgabe, da die Vorgängerfonds (wenngleich nicht als Evergreen konzipiert) zweistellige Leistungsdaten erreicht haben.
Gut zu wissen: United Bankers verfügt durch drei Vorgängerfonds über jahrzehntelange Erfahrung in Waldinvestitionen. Das Unternehmen ist mittlerweile der drittgrößte private Waldbesitzer in Finnland.
Wichtig für Stiftungen: Bis zu 20% der Vermögens könnten theoretisch auch global allokiert werden. Das ist derzeit aber nicht geplant.
Einschätzung: Zeitgemäße und stiftungsgeeignete Form, um einen dekorrelierten Einkommensbaustein, der zugleich als Inflationshedge wirkt, in das Stiftungsportfolio zu integrieren.
Ansprechpartner für Stiftungsverantwortliche:
Petra Oetelshoven, Senior Relationship Manager
Natango-Invest GmbH,
exklusiver Vertriebspartner für United Bankers,
Finnland in Deutschland und Österreich
E-Mail: po@natango-invest.com
Der Fonds im QualiS360-Check
Zur Erklärung – so hilft QualiS360 Stiftungen bei der Fondsanlage weiter: QualiS360 ist eine Vier-Quadranten-Matrix, die Stiftungen dabei unterstützt, Fonds im Hinblick auf die eigenen Anlageziele zu vergleichen und die sachgerechte Entscheidung zu einem Fonds gegenüber der Stiftungsaufsicht zu dokumentieren. Auch der Vergleich von Fonds untereinander wird aus Stiftungssicht vereinfacht. Die vier Quadranten zeigen, bei welchem Leistungsmerkmal der jeweilige Fonds die stärkste bzw. geringste Ausprägung zeigt. Betrachtet werden die aus Stiftungssicht relevantesten Sphären Ausschüttung (also die Güte des ordentlichen Ertrags), Wertentwicklung (hieran hängen potentielle Umschichtungserlöse), Risiko (übersetzt in die Fähigkeit zum Vermeiden von Drawdowns) und Nachhaltigkeit (gemeint ist ein authentisches Nachhaltigkeitskonzept).
Die QualiS360-Matrix wurde in Zusammenarbeit mit stiftungscockpit.de entwickelt.
UB: Bereits mehrere Waldfonds lanciert
Einige Infos zu den United Bankers: Dabei handelt es sich um eine börsengelistete Investmentgesellschaft aus Helsinki mit etwa 4,4 Mrd. EUR Assets under Management. Ein großer Anteil des Stammkapitals liegt in den Händen der Mitarbeiter, für die ein umfangreiches Mitarbeiter-Beteiligungsprogramm aufgelegt wurde. UB hat bereits 2012 die UN Principles für Responsible Investments (UNPRI) unterzeichnet. Das Unternehmen sieht sich als führender nordischer Real Assets Manager mit mehr als 200 Investmentprofessionals und aktuell 23 Fonds. Ein Schwerpunkt der Expertise liegt auf Waldinvestments und Investitionen in die holzverarbeitende Industrie, mehrere Fonds wurden erfolgreich lanciert.
Bildung von Clustern angestrebt
Der Nordic Forest Fund IV strebt einen operativen jährlichen Wertzuwachs von 4 – 6% nach Kosten an. Der Zuwachs setzt sich zu einem kleineren Teil im wahrsten Sinne des Wortes durch den Zuwachs an Holzmasse (1,5%) sowie durch die Vermarktung der Holzernte zusammen. Als Abnehmer fungieren dabei Unternehmen der Zellstoffindustrie und Papierhersteller. Die Metsa-Group, hinter der die Vereinigung der Waldbesitzer Finnlands mit mehr als 90.000 Eignern steht, oder UPM-Kymmene, Europas größter Papierproduzent, zählen zu den wichtigen Abnehmern. Mehrwert generieren die Fondsmanager Jyri Hietala und Kari Kangas durch stete Ankäufe, die optimierte Bewirtschaftung der Flächen durch Dienstleister sowie die Bildung von Clustern. On top kommt die erwartete Preissteigerung für den Hektar Wald, der konservativ betrachtet bei 2 – 3% p.a. in den kommenden Jahren gesehen wird.
Waldflächen sind weiterhin verfügbar
„Fast täglich kaufen wir Waldflächen hinzu“ berichten Hietala und Kangas. Man sei in den Zielländern exzellent vernetzt. Auch größere Mittelzuflüsse seien kein Problem, das Angebot an Waldflächen sei hinreichend groß. Hier ist von einem kulturellen Unterschied zum Beispiel zu Deutschland, aber auch zu Norwegen oder Polen, zu berichten. In diesen Ländern wird Wald im Eigentum des Staates oder der Kommunen praktisch nicht verkauft, und auch viele private Waldbesitzer, häufig mit ehedem adeligen Hintergrund, denken an Generationenbesitz oder haben eigene Wertschöpfungsketten mit Bewirtschaftungs- , Säge- und Holzhandelsbetrieben aufgebaut. Das Fondsmanagement verfolgt die Strategie, in interessanten Gebieten Parzellen zu erstehen und dann aktiv nach Möglichkeit ein großes, zusammenhängendes Gebiet zu bilden. Denn Cluster senken die Kosten, wenn es um die Pflege des Bestands geht. Die Arbeit im Wald ist an Dienstleister vergeben.
Preisentwicklung für Wald als Inflations-Hedge
Gelingt die Bildung eines größeren zusammenhängenden Waldes nicht, werden Exklaven wieder verkauft. Das ist aber aktuell die einzige An- und Verkaufstätigkeit, der Fonds hält ansonsten prinzipiell einmal gekaufte Waldparzellen und bewirtschaftet sie. In der Zukunft könnte die Strategie wechseln, um opportunistisch Gewinne vor Vermarktung des Holzes zu realisieren, etwa weil sinnvoll aufgebaute Mischwälder oder ökologisch wertvolle Flächen besonders hohe Preise erzielen. Generell sorgt diese Strategie für immanenten Inflationsausgleich, denn seit 2000 haben sich die Preise für Wald in Finnland stets positiv entwickelt: 4,4% p.a. stehen zu Buche. Ende 2022 lag der Durchschnittspreis in Finnland bei 3.500 EUR pro Hektar.
Der Nachhaltigkeits-Faktor
Der Fonds erfüllt die Anforderungen der Offenlegungsverordnung nach Artikel 9 und stellt ein geradezu klassisches kerngrünes Investment dar. Über die natürliche Speicherung von CO2 durch Wald und dessen wasserregulierenden Eigenschaften hinaus achtet das Fondsmanagement auf möglichst geringe Emissionen bei der Bewirtschaftung. Wald des Fonds ist zu 100% nach FSC und/oder PEFC zertifiziert. PEFC ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“, also ein Programm für die Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen. PEFC ist ein anerkanntes und unabhängiges System zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Die PEFC-Zertifizierung ist damit eine Art weltweiter „Wald-TÜV“.
Mischen possible
Wichtiger Aspekt im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Art der Wiederaufforstung nach der Ernte. Bei United Bankers eine „Mission possible“, denn es heißt „Mischen possible“. Wenn der Boden es zulässt, werden auf einer Parzelle zumeist drei Baumarten gepflanzt. Neben der Pionierbaumart Birke ist natürlich eine Nadelbaumart gesetzt, hinzu kommt nunmehr die Buche. Bedeutet konkret: Auf einem Hektar Wald kommen bei Neuanpflanzungen stets immer mindestens drei Baumarten zum Einsatz. Das freilich wird umso schwieriger, je weiter man nach Norden vordringt, ist aber erklärte Strategie. Diese Mischwälder gewinnen gegenüber Monokulturen an Wert, es entstehen also stille Reserven im Fonds.
Artenschutz und Windkraft als add ons
Bei der PEFC-Zertifizierung zählt nicht nur die möglichst nachhaltige Bewirtschaftung der Waldflächen, sondern es wird eine Vielzahl an Belangen betrachtet. Artenschutz zahlt dabei nicht nur auf das grüne Konto des Fonds ein, sondern auch ganz konkret auf die finanziellen Einnahmen. Denn zum Beispiel Abnehmer wie die Metsa Group zahlen in ihrem Programm Metsa Plus höhere Preise für Material aus artenschutzgerecht bewirtschafteten Wäldern. Als eine weitere Einnahmequelle strebt United Bankers an, Flächen zur Nutzung für Windkraftanlagen zu verpachten. Im Ankaufprozess werden also die Windhöffigkeit und Anschlussmöglichkeiten an das Stromnetz geprüft.
Zusammengefasst
Waldinvests stellen eine in jeder Beziehung natürliche Assetklasse für Stiftungen dar. Die Möglichkeit, in europäische Waldgebiete zu investieren, sorgt für gute Transparenz und Sicherheit, etwa was politische Rahmenbedingungen und Aspekte wie verlässliche Grundbücher angeht. Als inflationsgesicherte, dekorrelierte Anlage ist dieser Evergreenfonds eine gute Gelegenheit für Stiftungen, Einkommen und Diversifikation zu verbinden.