3 Regeln für die FondsanIage

Ratgeber

Stiftungsvermögen und die drei Fondsregeln

Was sich Stiftungsverantwortliche von Slalomfahrern des Alpinski-Weltcups abschauen können

Tobias Karow, Lesezeit: 7min33

3 Regeln für die FondsanIage

Stiftungsvermögen braucht Regeln, und nicht nur gute Ratschläge. Rund um das Stiftungsvermögen existieren diese nämlich zahlreich. Erwüchse aus diesen die eine Portfolioidee für das Verwalten des Stiftungsvermögens, es wäre die eierlegende und Gold-ummantelte Wollmilchsau. Aber, jede Stiftung hat stiftungsindividuelle Ziele, jeder Stiftung und jedem Stiftungsgremium ist etwas anderes im Stiftungsvermögen wichtig. Und jede Stiftung übersetzt eine Fondsliste damit anders in ein Fondsportfolio, dass dann – hoffentlich – auf ihre Ziele einzahlt. Was könnten nun zentrale Regeln rund um das Zusammenstellen eines Fondsportfolios sein? Wir haben uns dafür mal die Slalom-Cracks des alpinen Skiweltcups zum Vorbild genommen.

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Geht ein Slalomfahrer auf die Wettkampfpiste, dann nur gut präpariert. Jeden Schwung geht er dafür gedanklich vorab durch. Also vor dem Start. Denn wenn auf der Planai in Schladming 50.000 Menschen jubeln, einen ablenken in dem anfeuern, dann muss ein Skiprofi vorbereitet sein, er muss diese Situation „können“. Wenn er da am Start also mit geschlossenen Augen mit den Händen die Spuren zieht und die Übergänge mit dem Oberkörper nachvollzieht, dann hat das zwar etwas Seltsames, aber auf diese Weise fokussieren sich die Rennfahrer und gehen eben gedanklich ihren Plan für den Lauf durch. Er kennt sein Ziel ganz genau, und die Trockenübungen weisen ihm nach einer ausgiebigen Streckenbesichtigung den Weg. Er kennt jeden Schwung vorher, weiß wo er dosieren muss und wo er „draufgehen“ kann. Übertragen auf die Kapitalanlage einer Stiftung könnte dies bedeuten, in der Kapitalanlagesitzung erst einmal das Ziel zu definieren.

Aus einem Gedankendschungel die Rote Linie finden

So wie ein Slalomfahrer das Ziel unten im Tal genau kennt und es darum geht, so schnell wie möglich ins Tal zu carven, so müsste eine Stiftung formulieren, welche Ausschüttung, also ordentlichen Ertrag sie braucht, welche Anlagepolitik sie dabei verfolgen möchte und welche Details ihr dabei wichtig sind. Das sind ihre Ziele, und diese sollte sie kennen. Wege dorthin gibt es nun für Stiftungen fast schon unendlich viele. Aber den Plan für Kapitalanlage der Stiftung einmal gedanklich durchzugehen, genau darum geht es bei solch einer Suche nach der Roten Linie. Wie im Weltcup-Slalom eben auch. Dabei kommen viele Fragen auf. Wie wäre es wenn ich diesen mit jenem Fonds kombiniere, wie passt zu den vier Fonds ein Immobilienfonds dazu, wie schaffe ich zumindest eine 2 vor dem Komma bei den Ausschüttungen, und ist es vielleicht gar nicht schlimm, wenn ich einen reinen Aktienfonds in mein Fondsportfolio einbaue?

Wie aus einer Menge von Fonds ein Portfolio zusammenstellen?

Solche Gedanken und Fragen gehen Stiftungsverantwortliche vielleicht am besten in ihren Sitzungen mit ihren Kollegen durch, um die sich daraus entspinnende Diskussion dann auch zu dokumentieren. Ganz grundsätzlich sollten in solch einer Diskussion, also bei der Übersetzung einer Fondsliste in ein Fondsportfolio, drei Grundregeln aus Stiftungssicht auf jeden Fall beachtet werden.

1) Kenne Deine Anlageziel.
2) Kenne Deine Zielfonds.
3) Kenne Deine Schmerzgrenzen.

Kenne Dein Anlageziel

Regel Nummer 1 sagt nichts anderes als dass jede Stiftung ihr Anlageziel kennen sollte. Hat eine 700.000 EUR-Stiftung einen Kapitalbedarf von 21.000 EUR pro Jahr, zuzüglich Verwaltungskosten, dann reichen gut 2% ordentlicher Ertrag eines Fondsportfolios nicht aus. Möchte ich andererseits beispielsweise nur nachhaltig anlegen, was Stiftungen ob ihrer DNA vermutlich gerne wollen, dann muss auf bedingte Dinge verzichtet werden. Die Stiftungsverantwortlichen müssen dann ihrerseits eruieren, wie sie gedenken verantwortungsbewusst zu investieren. Als Umweltstiftung keine Haltung zu ESG zu haben, das kann sich künftig zu Reputationsrisiken für eine Stiftung auswachsen, entsprechend ist das Ziel hier ein anderes als beim reinen Fokus auf die Rendite. Wer zudem sein Ziel oder seine Ziele kennt, der kann Wege dorthin vergleichen, so wie bei einem Slalomfahrer, der verschiedene Linien ins Ziel wählen kann, rundere oder direktere.

TV-Tipp:
Über Asset Allocation und einige Beispiele, wie Stiftungen ihr Stiftungsvermögen zusammenstellen, sprachen wir auch beim 5ten Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen. In der vtfds Mediathek gibt’s aber noch mehr rund um das zeitgemäße und zeitlose Anlegen von Stiftungsvermögen
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Auf Kennen folgt Vertrauen

Bei Regel Nummer 2 handelt es sich um Kern um keinen neuen Gedanken, denn wer Fonds kaufen möchte, der sollte ja wissen was er da kauft. Aber, und deshalb ist es Grundregel Nummer 2, die Fonds die eine Stiftung für sich heraussucht sollten solche sein, die sie versteht bzw. zu denen so viele Informationen ‚besorgen‘ kann, dass am Schluss ein „Das kaufen wir“-Entschluss oder „Das lassen wir“-Entscheidung stehen. Es empfiehlt sich heute mehr denn je, nicht nur auf Stiftungsfonds zu schauen, sondern entlang der eigenen definierten Anlageziele Fondsprodukte zu suchen.

Stiftungsfonds können viel, aber sie können nicht alles, und Ausschüttung gepaart mit n‘ bisschen Wertentwicklung und ordentlich ESG können manch andere Fonds (wir bezeichnen diese Fonds als stiftungsgeeignete Fonds; Anm. d. Red) einfach besser. Kenne deine Zielfonds heißt aber auch: Kein Fondsmanager ist ein Genie, bzw. ein Fonds Fondsmanager ist kein Genie. Wenn Fondsmanager in Ankündigungen zu Starfondsmanagern gemacht werden, dann sollten Stiftungsverantwortliche hellhörig werden.

Systematisch gut sein, darum geht es

Es geht auch nicht darum, in einem guten Marktumfeld ein gutes Ergebnis zu erzielen, sondern systematisch und kontinuierlich gute Ergebnisse zu erzielen und nicht nur mit einzelnen Wetten, die dann in einem guten Marktumfeld aufgehen, zu reüssieren. Wenn ein Fondsmanager Risikomanagement sagt, dann muss er auch Risikomanagement machen und eben auch eine gewisse Robustheit gegen Börsenstürme mitbringen. Und so weiter. Vielleicht schauen Sie bei der Fonds-Erstbeschau zuerst auf Fondsgröße, Kosten, Wertentwicklung sowie die Top-Holdings im Vergleich zum Kurzprofil zum Fonds. Hier geht es um das Sortieren, um das Abgleichen mit den Zielen der Stiftung in der Kapitalanlage. Will eine Stiftung in etablierte Fonds investieren, dann sind das keine mit 3 oder 4 Millionen Euro Volumen. Wobei die Größe von Fonds nichts über Ihre Güte aussagt. Es gibt viele sehr neue und sehr zeitgemäße Fondskonzepte, die eben noch jung sind und dadurch noch kein breites Investorenpublikum gewinnen konnten.

Was kann meine Stiftung verschmerzen

Für die dritte Regel brauche ich die ersten beiden Regeln auf jeden Fall. Denn wenn ich mein Ziel für das Verwalten meines Stiftungsvermögens kenne und die dazu passenden Fondslösungen selektiere, dann formt sich automatisch auch ein „Bild des Schmerzes“ heraus, den ich als Stiftung ggf. vorübergehend verkraften muss. Bezogen auf die Fonds sind da einmal ausschüttungslose Jahre, und dann auch Schwankungen des Anteilspreises nach unten. Märkte schwanken durchaus, denn die Preise werden an einem Markt gebildet und nicht in einer Plankommission. Ein ausschüttungsloses Jahr ist für Stiftungen schwer zu verkraften, daher sollte sich eine Stiftung immer die Ausschüttungshistorie seit Auflage des Fonds anschauen.

Ein Blick auf einen Langfristchart sowie auf die reinen Anlageergebnisse nach Kalenderjahren zeigt zudem, ob ein Fonds in der Vergangenheit nur vorübergehende Wertverzehre produziert hat oder ob auch schon mal eine längere Unterwasserperiode herausgelesen werden kann. Natürlich muss das noch in den Kontext des Gesamtmarktes gesetzt werden, aber dieser kleine Abgleich verrät schon recht viel. Können Stiftungsverantwortliche mit den gezeigten ‚Schmerzen‘ nicht leben oder umgehen, dann sollte der Fonds direkt von der Liste gestrichen werden. In dieser Überlegung steckt auch viel Business Judgement Rule und der Frage nach dem Ermessensspielraum drin, denn den Schmerz – ob vorübergehend oder dauerhaft – zu minimieren, das ist zur Gänze zum Wohle der Stiftung.

meinstiftungsexperte

Zusammengefasst

Wenn Stiftungsverantwortliche das nächste Mal einen Slalomfahrer im Fernsehen sehen, dann denken sie vielleicht an die drei Regeln beim Zusammenstellen eines zu ihren Anlagezielen passendenden Fondsportfolios. Kenne Dein Anlageziel, kenne Deine Zielfonds, kenne Deine Schmerzgrenzen, das sollten Stiftungen verinnerlichen wie Marcel Hirscher oder Felix Neureuther, wenn sie früher vor ihren Duellen den Hang gedanklich abgefahren sind. Sie kannten jeden Übergang, jede Welle, jede kritische Stelle, sie hatten die Lösungen für die von ihnen liegenden Aufgaben gedanklich schon durchgespielt. Bei einem Fonds-Portfolio für das Vermögen einer Stiftung ist es letztlich nichts anderes. Nur dass die Gremiensitzung im Warmen stattfindet.