Große Stiftungsfonds, große Leistung

Ratgeber

Große Stiftungsfonds, große Leistung?

Wie sich die zehn größten Stiftungsfonds im Corona-Crash schlugen und auf welche Details Stiftungen schauen sollten

Text: Tobias Karow, Lesezeit: 6min47, Bilder: www.fondsfibel.de, FondsFibel 2021

Große Stiftungsfonds, große Leistung

Der Corona-Crash im März 2020 war ein echter Lackmustest für Stiftungsfonds, vor allem aber für Stiftungen, die beispielsweise in den 10 größten Stiftungsfonds investiert waren und sind. Größte, das heißt ja, das hier viel Anlegergeld investiert ist, weil viele Anleger dem Konzept ihr Vertrauen schenken. Zu Recht? Wir haben aus Stiftungssicht bei den zehn größten Stiftungsfonds Corona-Crash und Corona-Rallye analysiert, so viel vorab: Bei einigen Fonds ist die Welt Post-Corona tatsächlich eine andere.

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ALLIANZ NACHHALTIG STIFTUNGSFONDS – LU0224473941

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
Knapp 200 Mio. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Eigentlich gut, die Abschläge lagen zwischen Mitte Februar und Ende März 2020 bei lediglich etwas über 10%

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Offen gestanden: so gut wie gar nicht +++ Der Fonds konnte sich allenfalls stabilisieren, nahe der Tiefs, aber die Erholung ging praktisch gänzlich an ihm vorbei. Lediglich Ende 2020 kam etwas Schwung in die Kursentwicklung

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Die Ausschüttung liegen bei nur knapp 2% p.a., damit und der zuletzt gezeigten Wertentwicklung taugt der Fonds nicht mehr als Basis-/Alleinanlage im Stiftungsvermögen +++ die beiden Top-Positionen sind hauseigene Allianz-Fonds +++ drei Viertel Anleihe-/Cash-Positionen implizieren vorerst schwieriges Fahrwasser für den Fonds

SOS Kinderdörfer

BERENBERG 1590 STIFTUNG – DE000A0RE972

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
Knapp 105 Mio. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Der Wertverzehr lag zwischen Mitte Februar und Ende März bei etwa 10%, damit lässt sich konstatieren, dass der Fonds zu den durchaus robusten Stiftungsfondskonzepten gezählt werden kann. Als Ausschüttung flossen am 17ten Februar und am 17ten August insgesamt 1,10 EUR je Fondsanteil, die Ausschüttungsrendite lag damit bei gut 2%.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Die Erholung kann als impressiv bezeichnet werden, der Fonds konnte praktisch sämtliche Verluste seit dem Corona-Crash aufholen, auf Jahressicht konnte sogar ein kleines Plus bei der Wertentwicklung verzeichnet werden.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Der Fonds setzt zu 55% auf Rentenpapiere, mischt dazu vor allem Aktien und Wandelanleihen. Die beiden größten Positionen sind (per Ende 2020) Gold und Mikrofinanz (umgesetzt über den Fonds Dual Return Vision Microfinance). Vom Einsatzgebiet her eignet sich der Fonds als Basisbaustein für die Stiftungsfonds-Quote, der Ausschüttung wegen scheidet der Fonds als Alleinanlage für Stiftungen aus.

BETHMANN STIFTUNGSFONDS – DE000DWS08Y8

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
Knapp 686 Mio. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Beim Anteilspreis des Fonds ging es im Februar und März 2020 um rund 12% nach unten, die anschließende Erholung zeigte aber, dass der Fonds einen hohen Robustheitsgrad aufweist.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
An der Rallye er Aktien- bzw. Kapitalmärkte partizipierte der Fonds nahezu komplett, die Verluste konnten somit vollständig aufgeholt werden. Das Portfolio zeigte, dass es starke Marktbewegungen nach oben „mitgehen“ kann. Zum Rekordhoch von Mitte Februar 2020 fehlt praktisch nichts mehr.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Auch ausschüttungsseitig weist der Fonds solide Zahlen auf, mit ziemlich genau 2% p.a. an ordentlichem Ertrag können Stiftungen kalkulieren. In der Allokation wird auf Einzeltitel gesetzt, zu drei Vierteln wird in Anleihen investiert. Die Gewichtungen der Einzelwerte ist nicht homöopathisch, und auch nicht überbordend, sondern so dass das Fondsportfolio am Ende des Tages gut zu verwalten und für Stiftungsverantwortliche gut nachzuvollziehen ist. Für den Fonds wird reportingseitig zudem ein Transparenzbericht von Rödl & Partner erstellt.

COMMERZBANK STIFTUNGSFONDS STABILITÄT – DE000DWS08Y8

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
Gut 472 Mio. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Der Fonds verlor etwa 10% inmitten des Corona-Crashs, ebenso zügig vollzog er aber auch die Erholung an den Märkten nach.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt? Sehr rasch, zunächst, dann mit etwas weniger Momentum ab Juli 2020, aber eben doch so dass sämtliche Verluste aus dem Corona-Crash ausgebügelt werden konnten. Auf Jahressicht steht ein Plus zu Buche.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Der Fonds gehört zu den konservativen Ansätzen, Stiftungen werden zu schätzen wissen, dass mehr als drei Viertel der Mittel in Renten investiert sind – wobei viele Akzente über ETFs gesetzt werden. Bei Einzelanleihen sind Spanien, Italien und Polen am prominentesten gewichtet. Der Fonds schüttet rund 2 EUR pro Anteil im Jahr aus, damit liegt die Ausschüttungsrendite bei 2%. Über den Fonds kann die Stiftungsfondsquote im Stiftungsportfolio solide belegt werden, auch ist der Fonds Teil des Clubs der 25 der FondsFibel.

DEKA STIFTUNGEN BALANCE – DE0005896864

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
1,12 Mrd. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Mit weniger als 10% Kursabschlag zeigte sich der Fonds erwartungsgemäß auf der robusten Seite.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Der Fonds holte bis Juli 2020 drei Viertel der Abschläge wieder auf, zum Ende des Jahres 2020 stand ein kaum mehr sichtbarer Wertverzehr – gemessen am Hoch im Februar – von etwa 1% auf der Uhr. Die Erholung verflachte gegen Ende 2020 jedoch.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Als einer der Flaggschiff-Stiftungsfonds in Deutschland schlechthin schaut man als Stiftung natürlich auf dieses Produkt. Die Erholung ist gut gelaufen, hier stimmt es im Fonds also, bei den Ausschüttungen wird der Fonds aber weiter konzeptbedingt Probleme haben. Kaum mehr 1% Ausschüttungsrendite für 2020 sprechen eine klare Sprache, der Fonds ist kein Basisbaustein mehr für Stiftungen, sondern ein Cashersatz-Baustein. Was zudem stört ist das Berücksichtigen von Eigenprodukten im Fonds.

DWS STIFTUNGSFONDS – DE0005318406

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
1,59 Mrd. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Die Abschläge lagen bei über 15% zwischen Mitte Februar und Ende März 2020.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Bis Ende Mai 2020 kam der Fonds gut voran, dann flachte das Momentum spürbar ab. Erst Anfang November, praktisch parallel zur Wal von Joe Biden zum neuen US-Präsidenten, kam wieder Schwung in die Aufholbewegung, er lässt sich sagen dass die Corona-Crash-bedingten Verluste bis Ende 2020 nahezu aufgeholt werden konnten.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Der Fonds ist sehr groß, entsprechend investieren Stiftungen hier nicht unter ihresgleichen, sie stellen nur eine von vielen Anlagegruppen im Fonds. Ausschüttungsseitig flossen im März 2020 exakt 80 Cent als ordentlicher Ertrag, vermutlich dem geschuldet, dass der Anleiheanteil mit knapp 70% einfach ein wenig zu hoch ausfällt. Der Fonds steht damit in unseren Augen an der Schwelle, den Status als Basis-Investment für Stiftungsvermögen zu verlieren.

DZPB II STIFTUNG A – LU1138506479

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
Knapp 641 Mio. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Der Anteilspreis des Fonds verlor knapp 10% zwischen Mitte Februar und Ende März 2020.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Man muss hier von einer zweigeteilten Erholung sprechen. Bis Mitte Juli erholte sich der Fonds parallel zum Markt, um danach seitwärts zu tendieren. Seit November 2020 ist wieder mehr Musik in der Bewegung zu erkennen, die Corona-Crash-Verluste konnten bis auf einen kleinen Rest quasi ausgebügelt werden.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Ein Blick auf die Allokation verrät, dass der Fonds vermutlich deutlich besser performt hätte, wäre die Cashquote abgebaut bzw. investiert worden. Das Fondsmanagement fährt also auf Sicht, was als vernünftig angesehen werden muss und was den Fonds konzeptionell von anderen Stiftungsfonds abhebt. Für den Fonds wird ein Transparenzbericht erstellt, er ist zudem Teil des Clubs der 25 der FondsFibel. Ausschüttungsseitig schafft der Fonds 1% p.a., die genannten Investitionsspielräume schaffen aber parallel auch Ausschüttungsspielräume. Es wäre also nicht überraschend, könnte das Ausschüttungsniveau künftig wieder zulegen.

Cartoon - Indiana-Fonds Brad Pitt

FRANKFURTER AKTIENFONDS FÜR STIFTUNGEN – DE000A0M8HD2

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
1,19 Mrd. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fons im Corona-Crash geschlagen?
Die Abschläge lagen zwischen Mitte Februar und Ende März 2020 bei über -20%. Für einen reinen Aktienfonds ist das aber keine Überraschung angesichts des Drawdowns der Märkte.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Seit Anfang April 2020 zeichnet der Fonds einen klassischen LUNRO-Chart, von links unten nach rechts oben. Die Bewegung ist bis heute stabil, der Fonds konnte sämtliche Corona-Abschläge aufholen und notiert auf dem Niveau des Hochs von Mitte Februar 2020 – die perfekte Erholung.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Als reiner Aktienfonds muss er fast schon solch ein Profil haben. Gegen einen Crash am Aktienmarkt ist ein reiner Aktienfonds nicht gefeit, früher hieß es da Fällt Butter, fällt Käse“ seitens der Marktbeobachter. Der Fonds investiert in Value-starke Einzeltitel, ergänzt dies um den Faktor Nachhaltigkeit. Stiftungen sollten sich aber fragen, ob sie die Amazons, Facebooks, Alphabets und Apples dieser Welt als in ihren Augen nachhaltig betrachten, ungeachtet dessen dass diese Unternehmen Nachhaltigkeitsfragebögen ausfüllen können wie fast niemand sonst auf der Welt, woraus dann gute ESG-Scores resultieren. Auch gibt es ausschüttungsstärkere Aktienfonds für nachhaltige bzw. werthaltige Aktien.

Deutsches Rotes Kreuz

FLOSSBACH VON STORCH STIFTUNG – LU1484808933

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
Knapp 610 Mio. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Die Abschläge lagen zwischen Mitte Februar und Ende März 2020 im Bereich von -10%.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Bis Ende August konnten sämtliche Verluste aus dem Corona-Crash aufgeholt werden, seitdem „schwächelt“ der Fonds aber etwas und tendiert leicht abwärtsgerichtet seitwärts. Die Erholung bis August kann als imposant bezeichnet werden.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Der Fonds wurde jüngst auch Privatanlegern geöffnet, mit der Zielrichtung, vor allem nachhaltig orientierte Anleger anzusprechen bzw. eine Lösung an die Hand zu geben. Aus Stiftungssicht ist solch ein Switch schwierig zu beurteilen (auch wen sich steuerlich für Stiftungen nichts ändert), denn gerade das „unter Ihres gleichen investieren“ war ein ganz wichtiger USP des Fonds, dieser wird jetzt aufgeweicht. Zudem sind Stiftungen auch an nachhaltiger Veranlagung ihres Stiftungsvermögens interessiert, schon Ihrer DNA nach, aber das erste Ziel sind ordentliche Erträge, und hier beißen sich dann die Ziele mit denjenigen Anlegern, die neu adressiert werden. Ausschüttungsseitig liefert der Fonds solide 2% p.a. ab, so auch 2020 (am 15.12. wurden 2,10 EUR je Anteil an die Anleger ausgekehrt). Kurzum: Stiftungen sollten das Profil es Fonds im Auge behalten, vielleicht sind sie ja bei den beiden neuen Fonds Flossbach von Storch Fondation Defensive bzw. Growth perspektivisch besser aufgehoben.

HAMBURGER STIFTUNGSFONDS – DE000A0YCK42

Wie hoch ist das Fondsvolumen?
Gut 251 Mio. EUR per 31.12.2020

Wie hat sich der Fonds im Corona-Crash geschlagen?
Der Abschlag zwischen Mitte Februar und Ende März 2020 lag bei etwas über 12%, der Fonds setzte aber früh zur Erholung an.

Wie hat sich der Fonds seit dem Corona-Crash erholt?
Bis Anfang Juni zügig, sehr gut, dann ging das Momentum etwas „raus“, erst Anfang November nahm die Erholung wieder Fahrt auf. Per Ende 2020 waren noch Spuren des Corona-Crashs in der Wertentwicklung enthalten, das Konzept hat seine Robustheit nachgewiesen.

Was müssen Stiftungen zum Fonds wissen?
Der Hamburger Stiftungsfonds taugt nach wie vor als Basisbaustein für das Gesamtportfolio und auch für das Subsegment Stiftungsfonds in einer Portfolioallokation einer Stiftung. Ausschlaggebend hierfür ist vor allem die Ausschüttung samt Ausschüttungsreserve, immer noch könne trotz konservativer Ausrichtung etwa 2% pro Jahr an Stiftungsanleger ausgekehrt werden. Sehr gut ist auch die Informationspolitik zum Fonds. Was Stiftungen beobachten müssen ist der Fondsmanagerwechsel. Der Fonds ist Teil des Clubs der 25 in der FondsFibel.

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ZUSAMMENGEFASST

Lackmustest, das klingt vielleicht etwas hochtrabend, aber 2020 hat gezeigt, was die Konzepte vieler Stiftungsfonds wert sind. Crash passieren, aber gerade Stiftungsfondskonzepte müssen genau dann ihre Robustheit zeigen – und dürfen vor allem auf der Seite der Ausschüttungen nicht allzu sehr leiden. Stiftungen schauen bei den großen Stiftungsfonds am besten auf das Ausschüttungsniveau im Corona-Kontext, hat es sich verringert oder nicht, den Renten- bzw. Cashanteil und in welcher Form ESG im Fonds umgesetzt wird. Bei den großen Stiftungsfonds hat sich durch geringere Ausschüttungen zudem der Einsatzbereich im Stiftungsdepot verändert. Der Hegemon im Stiftungsdepot sollte jedenfalls keiner von ihnen sein, der Mix macht’s, im Fonds und erst recht im Fondsportfolio. Nicht zuletzt cum Corona.