Ratgeber
Stiftungsfonds kaufen wie der hanseatische Kaufmann
Checkliste zum Fondskauf für Stiftungen
Text: Stefan Preuss, Lesezeit: 3min47
So wichtig Fonds bei der Zusammenstellung eines zukunftsfähigen Stiftungs-Portfolios sind, so achtsam sollten die beauftragten Organmitglieder vorgehen, wenn es um den konkreten Kauf geht. Es gibt beim Fondskauf zahlreiche Punkte zu beachten, um möglichst effizient und kostengünstig ein Portfolio zusammenzustellen. Eine 6-teilige Checkliste.
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Ausgabeaufschlag
Aufgabeaufschläge von bis zu 5% passen nicht nur nicht mehr in die Zeit, sondern sind generell zu vermeiden. Also: Kauf über die Börse statt beim heimischen Kreditinstitut. Und wenn aus (lokal-) politischen Gründen der Weg über das heimische Institut gewählt werden muss, sollten Sonderkonditionen in jedem Fall möglich sein. Bei Kauf über die Börse fallen andere Kosten an, die deutlich geringer sind: Kaufgebühren der Bank, Maklerkosten der Börse und die börsenübliche Handelsspanne, der Spread. Es gibt aber auch Börsen, die Fonds zum Festpreis verkaufen – hier lohnt sich das Vergleichen der Handelsplätze. Praxistipp: Als Stiftung kommen aus der „Ausgabeaufschlag-Falle“ raus, wenn Sie das Argumentarium dahinter („das Beratungsgespräch zum jeweiligen Fonds“) hinterfragen bzw. dokumentieren, dass dieses nicht stattgefunden hat. Auch widerstrebt es dem Stifterwillen, quasi mit dem Kauf eines Fonds qua Ausgabeaufschlag direkt Stiftungsvermögen zu verzehren.
No-Load-Fonds
So werden Fonds bezeichnet, die grundsätzlich keinen Ausgabeaufschlag verlangen. Sie sind vor allem im angelsächsischen Bereich beliebt. Davon darf man sich nicht täuschen lassen, denn in der Regel sind dafür die Verwaltungsgebühren deutlich erhöht. Damit eignen sich diese Fonds eher für kurzfristige Anleger – was Stiftungen mit ihrem langfristigen Horizont in der Regel nicht sind. Für Stiftungen aber dennoch interessant: Auch ETFs zählen zum Teil zu den no load-Fonds, können damit sehr niedrigschwellig eingesetzt werden.
Depotkosten
Das Minimierungsgebot gilt natürlich auch für die Depotkosten. Auch hier lohnt der Vergleich, und sollte ein Vergleich aus gegebenem Anlass wegen der Einbindung in ein lokales Netzwerk nicht möglich sein, ebenfalls nach Sonderkonditionen für Stiftungen fragen. Insbesondere empfiehlt sich der Abgleich zwischen Hausbank und den auf Fondsanlagen spezialisierten Depotbanken. Kaufspesen, Depotgebühren, Online-Zugang und Stiftungs-spezifisches Reporting sollten hier die zu prüfenden Parameter sein.
Fondskosten
Gerade in Zeiten niedriger Zinsen sind die Kosten des Fondsmanagements ein entscheidender Faktor für den Anlageerfolg. Die anfallenden Gebühren müssen mittlerweile nach einheitlichen Maßstäben (TER = Total Expense Ratio) ermittelt werden und sind somit prinzipiell gut zu vergleichen. Aber Achtung: Erfolgsabhängige Vergütungsbestandteile, meistens Performance Fee genannt, allenfalls nach ausführlicher Erklärung akzeptieren. Das gilt insbesondere für im Ausland domizilierte Sondervermögen, bei denen die relativ strengen BaFin-Regeln nicht immer vollumfänglich greifen.
Ausschüttungen
Es gibt Fonds, die jährlich ausschütten, aber auch einige Anbieter mit halbjährlicher und sogar quartalsweiser Ausschüttung. Die Ausschüttungstermine haben natürlich Einfluss auf die Kurse, in jedem Fall sind die Ausschüttungstermine in die eigene Liquiditätsplanung einzubinden. Die fondsfibel-Ausschüttungsdatenbank gibt hier einen Einblick in die Ausschüttungspraxis fondsfibel-analysierter Fonds. TIPP: Schauen Sie auf die Ausschüttungshistorien, gleichen Sie die Ausschüttungstermine ab und bauen Sie sich ihren stiftungsspezifischen und zu Ausgabenplanung passenden Ausschüttungsstrom zusammen.
Passgenauigkeit
Hin und her macht Taschen leer – diese Weisheit gilt bei Fonds wie bei anderen Assetklassen uneingeschränkt. Vergewissern Sie sich, dass der Fonds in ihr sonstiges Portfolio einfügt, also ob Strategie, Risikoprofil, Zeithorizont, Vermeidung von Klumpenrisiken wie z.B. die Magnificient Seven, die sich aktuell in sehr vielen Fonds finden etc. exakt passen. Denn ein zeitnaher Verkauf sorgt für entsprechende Spesen.
Zusammengefasst
Beim Fondskauf können Stiftungen schnell danebengreifen. Das kostet aber dann schnell Geld. Wie wusste schon der gute hanseatische Geschäftsmann: Im Einkauf liegt der Gewinn. Mit seiner Fondsliste also mal zu schauen, wo ich dieses Portfolio kostengünstig umgesetzt bekomme, spart bares Geld. Das wichtigste ist sicherlich der Ausgabeaufschlag, der einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Und so wie Stiftungen ihr Vermögen zeitgemäß anlegen sollen, sollten sie Fonds auch zeitgemäß kaufen. Der Ausgabeaufschlag ist demgemäß ein Relikt aus vergangenen Tagen.