Buchrezension: Erfolgreich investieren

Investieren wie Swensen

Erfolgreich investieren

Wir rezensieren das Buch „Erfolgreich investieren“ von David F. Swensen

Tobias Karow, t.karow@stiftungsmarktplatz.eu, 5min50

Buchrezension: Erfolgreich investieren

Erfolgreich investieren ist ein Buch, das in erster Auflage im Jahr 2006 erschien und das für Privatanleger zusammenführt, was David Swensen über Kapitalanlage denkt, wie er vorgeht und welchen Prinzipien er dann folgt. Hier nun rezensiere ich das Buch „Erfolgreich investieren – Neue Wege für die langfristige Vermögensanlage“ erneut, nach 19 Jahren hat das Machwerk von David Swensen immer noch nichts von seiner prägenden Note verloren. Im Gegenteil

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Konventionell scheitern ist besser als unkonventionell Recht zu bekommen. So schreibt es David Swensen in seinem Buch und zitiert hierbei den Ökonomen John Maynard Keynes. Bezug genommen wird auf das Ansehen, das Ansehen profitiert also vom konventionellen Scheitern. Wohnt dem Konventionellen also das Scheitern inne, und ist es deshalb speziell in der Kapitalanlage deutscher Stiftung so etwas wie der Heilige Gral? Viel Anleihe, wenig Aktien, kaum Alternatives, Anlagerichtlinien zu einem Drittel veraltet und nicht mehr auf der Höhe der Zeit – so in etwa könnten die Rahmenbedingungen rund um die Vermögensanlage vieler Stiftungen hierzulande beschrieben werden. Konventionell eben, das wenn es schiefgeht ein gutes Stück legitimiert ist. Weil es eben die Mehrheit so macht. Nur hätte David Swensen das Stiftungsvermögen wie alle angelegt und organisiert, er hätte niemals diesen Anlagerfolg gehabt, bei allen Nebenbedingungen, die dies begünstigten. Beim Lesen von „Erfolgreich investieren“ fällt diese Haltung zum Unkonventionellen mehr ins Auge als vor 19 Jahren.

Buchtipp: Erfolgreich investieren von David F. Swensen

Das Handeln der Akteure ist der Schlüssel, nicht der Markt

Viel Gewicht legt David Swensen in seinem Buch auf die Vermögensallokation. Ihm ist wichtig, und das spiegelte sich in seiner Arbeit wider, dass Anleger eine Vermögensallokation entlang ihrer Ziele entwickeln, dass sie einer Portfolioidee folgen. Ein Portfolio als Nukleus für den langfristigen Vermögensaufbau und -erfolg, das ist das Gegenteil von „Ich hab‘ da einen Tipp bekommen“, und derlei kann nicht oft genug betont werden. Die Schreibe von David Swensen bzw. der das Buch ins Deutsche übersetzenden Autoren ist griffig und flüssig, auf einen universitären Schliff wurde bewusst und wohltuenderweise verzichtet. Ein Portfolio ist zudem nicht das Ergebnis irgendwelcher Marktentwicklungen, sondern vom Handeln von Akteuren, und je erfolgreicher ein Portfolio performte, desto besser war der Job, den die Menschen hinter dem Portfolio gemacht haben.

Die Zeit birgt ein Geheimnis, das keines ist

Sich hier Bezüge für das Management von Stiftungsvermögen herzuleiten, ist nicht schwer. Vor allem sind solche grundsätzlichen Überlegungen, die eben nicht von irgendjemandem vorgetragen werden, sondern von David Swensen, vielleicht auch stilprägend für den Diskurs in immer ehr Stiftungsgremien, wenn das Stiftungsvermögen eben auf der Agenda steht. Für Swensen sind es Grundlagen, sich – um als Anleger erfolgreich zu sein – mit dem Prinzip eines Portfolios und den Prinzipien der Aktienanlage vertraut zu machen. Dass er Grafiken überschreibt mit „Aktienbesitz steigert die Langfrist-Renditen“, und dann im Chart Zahlen für die Zeiträume von 1926 bis 2003 und 1802 bis 2001 nennt, bezeugt, dass David Swensen über den vermutlich stiftungsrelevantesten Parameter argumentiert: die Zeit.

So könnte das Portfolio einer Stiftung aussehen…

David Swensen beschreibt auch, dass ein gut diversifiziertes Portfolio gut funktioniert, wenn aus inländischen und ausländischen Aktien sowie aus Titeln aus den aufstrebenden Märkten, aus Staatsanleihen, inflationsgeschützten Anleihen und Immobilien besteht. Zugegeben, dies schrieb Swensen 2006 mit den Erfahrungen aus den 90ern und der ersten Hälfte der Nullerjahre, aber Recht hat er damit schon bis heute. Ich kann als Stiftung auch Alternatives machen, kein Thema, aber die Basis sollte ein Portfolio sein, dass aus den benannten 6 Bausteinen besteht. Womit David Swensen ein Problem hatte, war die Investmentfonds-Industrie. Womit er teilweise auch Recht behielt, teilweise widerlegte er sich aber auch selber. Das Thema Alternatives wurde mit Fonds umgesetzt, und für bestimmte Aktienstrategien wurden Fondsmanager selektiert, nach strengen Prinzipien. Er bemängelte an Fonds, dass die Ergebnisse und die Kosten nicht mit einander in Einklang sind, dass echte Outperformances von nur wenigen Fondsmanagern erzielt wird. Gleichermaßen lässt sich eine Portfolioidee, wie sie Swensen zuvorderst im Kopfe hatte, sehr gut mit Fonds umsetzen, wobei der schon 2006 auf die Wichtigkeit von index-nahen Fonds, also ETFs, hinwies. Stiftungen sie hier das Nachwort ab Seite 463 ans Herz gelegt, dies könnte die Fondsauswahl künftig maßgeblich beeinflussen.

Informationen zum Buch
Titel: Erfolgreich investieren – Neue Wege für die langfristige Vermögensanlage
Erscheinungsjahr: 2006 (erste Auflage in dt. Sprache)
Seitenzahl: 525
Verlag: Murmann Verlag GmbH
ISBN-10: 3-938017-74-0

Macht Euch gewahr, was ihr seid, und ihr werdet den Weg finden, der der Eure ist.

Meine Lieblingskapital im Buch „Erfolgreich investieren“ sind jene mit den Nummern 3 und 4. Hierbei dreht es sich um den Portfolioaufbau und die Alternativen Anlagen. Swensen leitet hier sehr gewieft her, was es zum Aufbau eines Portfolios braucht, welche Überlegungen angestellt werden sollten. Stiftungen werden einwerfen, dass hier der Manager eines institutionellen Kapitalstocks spricht, aber seine Grundprämissen sollten in deutschen Stiftungsgremien diskutiert werden. Der Aufbau eines Portfolios folgt ersten Überlegungen, die sich dann in Handlungen verdichten. Sätze wie „Langfristinvestoren (und hier zählen Stiftungen dazu) besitzen einen Langfrist-Anlagehorizont, kurzfristige Marktentwicklungen ändern an dieser Herangehensweise nichts. Swensen schreibt es Stiftungen ins Pflichtenheft: Macht Euch gewahr, was ihr seid, und ihr werdet den Weg finden, der der Eure ist. Stiftungen sollten bei alldem nicht Prognosen oder dem Überoptimismus eines Gremienmitglieds für eine Anlage folgen, das erzeuge nur Fehler. Wichtig ist für Swensen auch das Ausrichten des Portfolios an persönlichen (wir übersetzen: stiftungsspezifischen) Präferenzen. Will eine Stiftung sich stärker vor der Inflation wappnen, wird sie inflationsgeschützte Anlagen übergewichten, in all seinen Facetten.

Zusammengefasst

„Erfolgreich investieren“ zu lesen heißt nicht, automatisch auch erfolgreich zu investieren. Das Buch zu lesen kann aber bedeuten, über Stiftungsvermögen künftig anders zu diskutieren. Und auch wenn David Swensen das damals nicht im Sinn hatte, es dürfte deutsche Stiftungen befruchten im Management ihrer Stiftungskapitalien, sich mit den Gedankengängen und Handlungsprinzipien David Swensens auseinander zu setzen. Viele Stiftungsvorstände haben Angst davor, Fehler zu machen, speziell das Stiftungsvermögen betreffend. Sie meiden Entscheidungen, schieben das Entwickeln eines langfristigen Anlagekonzepts auf die lange Bank. David Swensen bzw. die Lektüre seines Buches kann Stiftungsverantwortliche ins Handeln bringen. Denn die Argumente von David Swensen sind nachvollziehbar, sie sind sachgerecht, und sie sind nicht beiseite zu schieben im Sinne von „Da könnte ja jeder kommen“. Denn David Swensen war und ist nicht irgendwer. Seine Haltung zum Investieren und Argumente pro Diversifikation und zum Portfolioaufbau sind vielleicht nicht der Heilige Gral. Aber nah dran sind sie schon.

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